BIELEFELD BARRIEREFREI ERLEBEN!
Ein Theater, Museum oder Restaurant besuchen, ins Kino oder Stadion gehen: Für viele Menschen ist das ganz normal. Aber nicht für alle. So treffen Menschen mit Beeinträchtigungen an solchen Orten häufig auf viele Hindernisse. Um das zu ändern und ihre Chancen auf Teilhabe zu verbessern, hat Bethel das Projekt „Bielefeld barrierefrei erleben!“ auf den Weg gebracht. Schließlich soll Ausgehen Vergnügen bereiten und nicht zum anstrengenden Hindernisparcours werden.
Mit dem Projekt möchte Bethel die selbstständige Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen verbessern. Rund 50 Kultur-, Freizeit- und Sportstätten mit 63 Gebäuden und 203 Räumen in Bielefeld wurden bereits auf mögliche Barrieren
für Menschen mit Mobilitäts-, Hör-, Seh- oder kognitiver Einschränkung getestet.
Die gesammelten Informationen stehen ab sofort allen Menschen auf verschiedenen Online-Plattformen und Webseiten zur Verfügung. So können sie sich vor ihrem Besuch umfangreich über die örtlichen Gegebenheiten informieren. Das Projekt ist von der Neuen Schmiede, dem Freizeit- und Kulturzentrum in Bethel, initiiert und von der Aktion Mensch gefördert worden – in erfolgreicher Zusammenarbeit mit der Stadt Bielefeld und Bielefeld Marketing sowie den vielen mitwirkenden Stätten.
Ehrenamtliche mit und ohne Einschränkung besuchten in Teams die verschiedenen Kulturorte, Freizeit- und Sportstätten und testeten anhand von Fragebögen Gebäude und ihre Räume. Hierbei wurde genau Maß genommen, geschaut und geprüft aus Sicht der unterschiedlichen Bedarfe der Zielgruppen. So wie beispielsweise Reinhard Jaschke. Er ist Rollstuhlfahrer und fragt sich vor Besuchen von öffentlichen Gebäuden unter anderem, ob dort ein Fahrstuhl vorhanden ist und wie hoch die Türschwellen sind. „Unangenehm ist es für mich auch, wenn es dort nur Stehtische gibt. Dann gucke ich auf lauter Hintern“.
Detlev Barczewski (von links),
Renate Worms, Reinhard Jaschke und
Inka Stückemann vom Projekt „Bielefeld
barrierefrei erleben!“ testeten auch
die Rudolf-Oetker-Halle
Die Verantwortlichen der geprüften Stätten erhielten einen umfangreichen Ergebnisbericht mit individueller Beratung, wie mehr Barrierefreiheit geschaffen werden kann. Die Beratung beinhaltete auch finanzielle Förderungsmöglichkeiten für Umbaumaßnahmen. Meike Wanning, Marketingreferentin der Bühnen und Orchester der Stadt Bielefeld, berichtete beispielhaft von kürzlich angeschafften Höranlagen in der Rudolf-Oetker-Halle und im Stadttheater, mit deren Hilfe sich der Bühnenton zu Menschen mit Höreinschränkung im Publikum transportieren lässt.
Andere Bedürfnisse hat Detlev Barczewski. Er weiß gern vorab so viel wie möglich über Orte, die er womöglich besuchen wird. „Wenn dort alles Ton in Ton ist, es keine farblichen Kontraste gibt, habe ich Angst, gegen etwas zu stoßen“, berichtet der
Mann, der eine Seh-Beeinträchtigung hat. Renate Worms ist als Vertreterin des Seniorenrats Bielefeld ebenfalls ehrenamtliche Testerin: „Ich achte darauf, wie sich beispielsweise ein Saal und die Toiletten erreichen lassen, ob es Hindernisse, Stufen oder unzureichend beleuchtete Bereiche gibt, die für ältere Menschen problematisch sein können“.
Auch Reinhard Jaschke ist angetan: „Das neue Portal wird für viele Menschen sehr hilfreich sein. Es bietet Orientierung und Sicherheit.“ Detlev Barczewski bestätigt diese Einschätzung: „Wenn ich mich so gut über einen Ort informieren kann, gehe ich entspannter und mit mehr Vertrauen dorthin. Ich bin überzeugt, dass mehr Menschen als bisher sagen werden: Komm, das probieren wir mal aus.“
www.bielefeld-barrierfrei.de