KAFFEE MIT KARACHO

Es gibt eine Vielzahl an Kaffeespezialitäten – und wenn man der Deutschen liebstes Getränk dann auch noch mit Hochprozentigem kombiniert, sind die Möglichkeiten schier unerschöpfl ich: Whiskey, Cognac, verschiedene Liköre, Brandy, Grappa und, und, und. Gerade in der kühlen Jahreszeit wärmt ein Kaffee oder Espresso mit einem Schüsschen Alkohol von innen heraus. Und so manches aufgepimpte koffeinhaltige Heißgetränk hat das Potenzial zum neuen Lieblingsdrink.

WÄRMENDES MIT SCHUSS

Fast alle Länder des Erdballs haben ihre ureigenen Varianten von Kaffee mit Schuss. Wie das spanische Espresso-Mischgetränk Carajillo. „Feuer auf der Zunge, Samt in der Kehle und Wärme im Herzen“ so wird die Wirkung recht blumig beschrieben. Sein Ursprung geht auf die spanische Kolonialgeschichte Kubas zurück. Die Soldaten der kolonialen Truppen mischten Kaffee mit Rum, um sich Mut – coraje auf Spanisch – anzutrinken. So die Legende, aber vielleicht stammt der Name auch vom lateinamerikanischen Fluch- und Schimpfwort „carajo“. Wer weiß das schon …

Barraquito

• 80 ml Espresso
• 1 cl Likör (z. B. Licor 43)
• 3 TL gezuckerte Kondensmilch
• 30 ml warme, aufgeschäumte Milch
• 1 Stückchen Limettenschale sowie
• 1 Prise Zimtpulver

In ein Kaffeeglas mit ca. 180 ml Volumen zuerst die gezuckerte Kondensmilch einfüllen und anschließend den Espresso. Darauf kommt der Licor 43. Mit dem Milchschaum vorsichtig abdecken und mit Zimtpulver bestreuen. Das Stück Limettenschale auf den Milchschaum legen oder auf einem Löffel dazu servieren und später unterheben. Vor dem Trinken umrühren.

[Quelle: chefkoch.de]

Heute bevorzugen viele Spanier die Variante „Carajillo quemado“ – also gebrannter Carajillo. Hierzu erhitzt man Rum oder Brandy mit der Dampfdüse von modernen Kaffee-Automaten und zündet ihn an. Ein Stückchen Zucker wird mit einem Löffel in die Flamme gehalten, karamellisiert und eingerührt. Die noch brennende Flüssigkeit löscht man mit einem Espresso direkt aus der Maschine. Manche geben vor dem Anzünden auch Kaffeebohnen und Zitronenzesten in die Spirituose.

Eine Variante, die ihren Ursprung auf der Kanareninsel Teneriffa hat, ist der Barraquito. Hierbei türmen sich formvollendet die verschiedenen Schichten aus Kondensmilch, Vanillelikör (z. B. Licor 43), Espresso und Milchschaum im Glas aufeinander, ohne sich zu vermischen – ein echtes kulinarisches Kunstwerk. Garniert wird der Schaum oben mit etwas Zimt und – je nach Gusto – mit einer Zitronenscheibe. Kalorienmäßig kann es der Barraquito locker mit jedem Nachtisch aufnehmen und schmeckt einfach ungemein lecker!

Eine ganz andere Art, ein gutes Abendessen zu beschließen, stellt Sambuca dar. Der beliebte Digestif wird meist con la mosca, „mit Fliege“, das heißt mit hinzugegebenen Kaffeebohnen genossen. Die Bohnen werden beim Trinken zerkaut und kontrastieren mit ihrem bitteren Geschmack die Süße des Likörs. Vor allem außerhalb Italiens ist es üblich, Sambuca flambiert zu servieren. Auch zu diesem Trinkritual gibt es eine Geschichte: Eine ältere Dame aus Italien brannte den Sambuca vor Jahrhunderten das erste Mal. Als sie das Getränk ihrer Familie servieren wollte, setzten sich drei Fliegen, angelockt von der Süße, auf das Glas. Daher werden heute drei Kaffeebohnen ins Glas gegeben, und damit die „Fliegen“ auch wirklich tot sind, wird der Sambuca angezündet, das heißt, die Bohnen werden im brennenden Sambuca für wenige Sekunden geröstet.

In Österreich haben Kaffee-Spezialitäten – mit und ohne Schuss – eine lange Tradition. Und so verwundert es nicht, dass die Alpenrepublik reich an unterschiedlichsten Varianten ist. Der Name Biedermeier führt den Unbedarften ein wenig in die Irre.

In einer großen Tasse wird nämlich ein starker Kaffee – oder besser gleich ein Mokka – mit mindestens 2 cl Marillenlikör versetzt. Wer mag, gönnt sich noch ein krönendes Sahnehäubchen obendrauf. Wer schon mal in Wien war, kennt die zweispännigen Kutschen, die zum Stadtbild einfach dazugehören. Die Kutscher sind seit jeher bei Wind und Wetter unterwegs und brauchen selbstverständlich zwischendurch etwas Warmes. Der gleichnamige Fiaker, der formvollendet in einer Henkeltasse serviert wird, damit der Kutscher sie gut in einer Hand halten kann – in der anderen befinden sich die Zügel – enthält neben einem starken Kaffee Kirschwasser, Zwetschgenschnaps oder Rum. Rund um die Weihnachtszeit hat der Kosakenkaffee, der Glühwein unter den alkoholischen Kaffee-Spezialitäten, Hochkonjunktur. Hierzu werden Kaffee und Rotwein zu gleichen Teilen erhitzt, wobei auch Zucker und typische Glühwein-Gewürze hinzugefügt werden können. Anschließend wird mit 2 cl Wodka pro Tasse zusätzlich Schuss in die Mischung gegeben. Eine Spezialität nur für Fortgeschrittene.

In den Bergen ist der Alm- oder Gebirgskaffee zu Hause. Die Mischung aus Kaffee, Eidotter, Rum, Obstschnaps und Sahne wird mit einer Gewürzmilch verfeinert. Hierzu wird Milch
mit Nelken, Vanilleschote und Zimt aufgekocht. Auch bei der Kaisermelange ist ein Ei mit am Start: Eigelb mit Sahne geschlagen wird in eine Tasse gefüllt. Ein mit Cognac gemischter heißer Kaffee wird anschließend durch die Sahne hindurch hineingegossen. Die Schweizer hingegen lieben ihren Schümli Pflümli – Kaffee mit Pflaumenlikör, Zucker und Schlagsahne –, während an der Nordseeküste gern Kaffee mit Rum und süßer Schlagsahne, der berühmte Pharisäer, genossen wird. Die Iren ersetzen für ihren Irish Coffee den Rum durch Whiskey, während im Rüdesheimer Kaffee Weinbrand verarbeitet wird. In den Niederlanden trinkt man den Holländischen Kaffee mit Eierlikör und wer es nicht so süß mag, der nimmt einen Schwatten: Kaffee mit Korn.

Text: Eike Birk

Foto: Promotion

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