CHEERS OHNE KATER

DER TREND ZU NULL PROMILLE

Die Zeiten sind längst vorbei, in denen alkoholfreie Varianten einfach nur langweilig waren. Wasser, zuckrige Limos oder Kaffee – das war es, was den Autofahrern oder denen, die am nächsten Tag fit sein wollten oder mussten, an Getränkeauswahl blieb. Von prickelndem Tonic Water über kreative Mocktails bis hin zu erfrischenden, handgemachten Limonaden – der Durst nach neuen Geschmackserlebnissen ohne den alkoholischen Kick ist größer denn je.

Die Gründe sind vielfältig. Ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein und ein veränderter Lebensstil sind nur zwei davon. Besonders die jüngere – und ausgehfreudige – Generation legt Wert auf nachhaltige Produkte und bewussten Konsum. Viele Marken setzen deshalb mittlerweile auf regionale Zutaten und nachhaltige Produktionsmethoden. Mit dem Ergebnis: Die Auswahl an Drinks ohne Alkohol hat mächtig zugenommen. Es stehen aber nicht nur alkoholfreie Cocktails auf dem Programm, auch im Longdrink-Bereich können vielfältige Gin Varianten punkten – selbstverständlich mit null Promille.

Von Wacholdernoten im Vordergrund über Rosé bis exotisch-fruchtig reicht das Angebot. Und bei der großen Bandbreite an unterschiedlichen Tonic-Arten sind immer wieder neue Geschmackserlebnisse möglich. Ganz egal, ob man eher zur zitronigen oder zur gurkigen Fraktion gehört.

WAS HEISST EIGENTLICH ALKOHOLFREI?

Als „alkoholfrei“ gelten in Deutschland Getränke mit maximal 0,5 Volumenprozent Alkohol.
Nur die Bezeichnung „ohne Alkohol“ bedeutet tatsächlich 0,0 Prozent Alkoholgehalt. Doch auch wenn der Alkoholgehalt gering oder gleich null ist, stellen bereits alkoholähnliche Getränke eine Gefahr für alkoholkranke Menschen dar. Wie die Hirnforschung inzwischen zeigen konnte, springt beim Konsum das Belohnungssystem im Gehirn sehr schnell an – ein starker Trigger, der einen Rückfall auslösen kann.

BIER AUF WEIN …

In Sachen Bier hat sich ebenfalls einiges getan. Das erste alkoholfreie Bier in Deutschland wurde übrigens von Braumeister Ulrich Wappler aus der VEB Engelhardt-Brauerei in Stralau (Friedrichshain) in der ehemaligen DDR entwickelt. Es nannte sich AUBI (Autofahrer-Bier), wurde 1972 vorgestellt und hatte einen Alkoholgehalt von 0,3 Vol. In der Bundesrepublik war es 1979 die Frankfurter Binding-Brauerei, die im Westen mit Clausthaler den Markt der alkoholfreien Biere in Gang brachte.

Für Freunde des herben Biergeschmacks war diese erste Variation ohne Umdrehungen allerdings keine wirkliche Alternative. Erst als sich andere Brauereien an alkoholfreie Rezepturen wagten, wurde das Alkoholfreie salonfähig und heute hat jedes Unternehmen ein eigenes Produkt am Markt – gern auch als Bier-Mixgetränke mit Zitrone oder Grapefruit. Apropos salonfähig: Wein hat in puncto alkoholfrei gegenüber Bieren noch Nachholbedarf. Das lag bislang an der Herstellung, die dem Getränk viel Aroma raubte. Laut Weingesetz der EU wird alkoholfreier Wein zunächst mit mindestens 8,5 Volumenprozent Alkohol hergestellt und dann entalkoholisiert. Verfahren zur Entalkoholsierung gibt es schon seit über 100 Jahren. Heute jedoch nutzen viele Winzer das Vakuumverfahren, bei dem der Alkohol bereits bei 30 Grad Celsius verdampft und dadurch die Aromen schont. Alternativ kann der Wein durch eine feine Membran gefiltert werden. Beim Test der diesjährigen Falstaff Sparkling Trophy 2024 wurde die alkoholfreie Schaumweinalternative „Sparkling Tea Weiß“ von der Winninger Sektmanufaktur C•Kloss Preis-Leistungs-Testsieger in seiner Kategorie. Er besteht ausschließlich aus regionalen Zutaten wie einer Vielzahl an Kräutern, naturtrübem Streuobstwiesensaft, fermentiertem Gemüse und selbst gebrautem Kombucha.

Kombucha und Mate stehen ebenso wie Smoothies oder gesunde Shots weiterhin hoch im Kurs – und auf den Getränkekarten der heimischen Gastronomie. Besonders in der kalten Jahreszeit schwören viele beispielsweise auf Ingwer-Kurkuma-Shots, den Energie-Booster aus dem Glas zur Unterstützung des Immunsystems.

Und als Seelenwärmer funktioniert nach wie vor eine schöne Tasse heißer Kakao so richtig gut – dazu gehört ein bisschen Sahne und eine Prise Zimt.

Fotos: iStock/MelanieMaya, iStock/AskinTulayOver, iStock/ClarkandCompany

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