KOCHKURSE
Doch egal wo, immer sorgen Kochkurse für neue Inspirationen, bescheren Zeit unter Gleichgesinnten – vom Anfänger bis zum Fast-Profi und sind wunderbar gesellig. Und das Beste: Der Genuss kommt nicht zu kurz! Also, kommt kochen!
Das erste Kochstudio hat Andreas Pöschel 1998 in Bielefeld eröffnet“, erinnert sich Bernhard Grubmüller zurück. Er selbst bietet seit Anfang der 2000er Jahre Kochkurse in Bielefeld an. Und hat damit – ebenso wie Sílvio da Silveira Macêdo, der das Kochatelier Bielefeld auf den Weg gebracht hat – schon vor vielen Jahren den richtigen Riecher bewiesen.
Die Kochkurse des Küchenchefs und Inhabers des Tomatissimo fanden in den Anfängen im SieMatic Küchenstudio statt. Heute ist Das Küchenhaus an der Herforder Straße der Ort, wo er Hobbyköche und Kocheinsteiger auf eine unvergessliche kulinarische Reise mitnimmt. „Pro Kurs sind das zwischen 12 und 20 Teilnehmende“, erzählt Bernhard Grubmüller, der immer donnerstags Kochkurse anbietet. „Inzwischen kommen viele feste Gruppen zu mir zum Kochen. Das gemeinsame Kochen verbindet und bringt die unterschiedlichsten Menschen zusammen. Das Schöne: Man lernt sich viel intensiver kennen. Schließlich verbringt man rund acht Stunden zusammen, kocht, erzählt.“ Sílvio da Silveira Macêdos Erfahrungen sind ganz ähnlich. „Außerdem sorgt das Kochatelier dafür, dass ich anderen Menschen die Kochkunst und die Faszination des Essens näherbringen kann“, sagt der gebürtige Brasilianer. Wie bei seinen Bielefelder Kolleginnen und Kollegen werden die Kochkurse nicht nur von Einzelpersonen, Paaren oder Gruppen gebucht, sondern auch als Team-Event von Unternehmen. Die Kapazitäten des Kochateliers ermöglichen es, dass Gruppen mit bis zu 28 Teilnehmenden gemeinsam kochen können. Unterstützt wird Sílvio da Silveira Macêdo durch bis zu fünf Mitarbeitende. Zubereitet wird – das gilt auch für die Kochkurse von Bernhard Grubmüller – ein Vier-Gänge-Menü. „Im Kochatelier steht jeder Kurs unter einem bestimmten Motto“, sagt Sílvio da Silveira Macêdo. „Ich versuche immer möglichst viele unterschiedliche Dinge zu berücksichtigen und setze saisonale Schwerpunkte. Alle drei Monate stelle ich das Menü um. Auch, weil einige zweimal jährlich zu mir kommen.
So, wie eine Truppe, die seit Anfang an dabei ist, sich damals nicht kannte, sich aber so gut verstanden hat, dass sie seitdem als Gruppe regelmäßig mit mir kocht. Das ist längst ein richtig guter Freundeskreis“, erzählt Bernhard Grubmüller. Der gebürtige Münchner kam über Stationen in der süddeutschen Sterne-Küche nach Bielefeld und hat sich – wiederholt vom Gault Millau ausgezeichnet – mit seiner feinen Küche in die Herzen der Bielefelder gekocht. „Das Nivea der Tomatissimo-Küche soll sich auch in den Kursen spiegeln, aber natürlich zuhause nachkochbar“, wie der 58-Jährige betont.
Der Weg von Sílvio da Silveira Macêdo führte über mehrere Stationen von Hamburg und Berlin schließlich nach Bielefeld. Als er Brasilien als 23-Jähriger verließ, hatte er bereits zwei Ausbildungen abgeschlossen. „In Europa angekommen, habe ich dann auf meine Ausbildungen zum Fotografen und Bankkaufmann die zum Koch draufgesattelt“, erzählt der heute 53-Jährige, der sich dadurch beruflich immer wieder neue Wege erschlossen hat, Bewährtes fortführt und offen für Neues ist. So arbeitet er seit fast 25 Jahren als Foodstylist. Sein jüngstes Projekt ist dagegen das Weinatelier in Bielefeld, das er im letzten Jahr gemeinsam mit einem Partner, der Weinsommelier ist, übernommen hat. Die Idee fürs Kochatelier entwickelte sich – wie vieles im Leben – durch persönliche Veränderungen. „Als Foodstylist war ich viele Jahre weltweit unterwegs, aber als sich unser zweites Kind ankündigte, kam der Wunsch auf, mehr Zuhause zu sein. Zumal ich auch zunehmend das Kochen vermisst habe“, wie der inzwischen vierfache Familienvater feststellt. Die Location für das Kochatelier Bielefeld entdeckte er damals durch Zufall. Es liegt im Dachgeschoss einer renovierten Textilgroßhandlung, bietet einen Blick über den Bielefelder Westen und lädt mit seinem geräumigen Loft und den großen Fensterfronten zu besonderen Kocherlebnissen ein. „Mit meinem multikulturellen Hintergrund und meiner Liebe zum Reisen bringe ich hier die Kulinarik aus aller Welt in meiner Arbeit zusammen“, erklärt Sílvio da Silveira Macêdo.
Davon profitieren auch die Teilnehmenden, die an den unterschiedlichen Stationen Vorspeisen, Hauptgänge oder Desserts zubereiten. „Jeder kann natürlich entscheiden, was er am liebsten machen möchte. Aber: Wir machen alles selbst“, betont der Kochprofi. Gleiches gilt für die Kochkursteilnehmer von Bernhard Grubmüller. „Wir bringen nichts fertig mit“, betont der Profi, der vier Gruppen à drei Personen pro Gang einteilt. Wer sich an welcher Station engagiert, bleibt auch bei ihm jedem selbst überlassen. Die Arbeitsplätze selbst sind vorbereitet. Die jeweiligen Rezepte liegen parat.
„Es gibt auf jeden Fall immer so viel zu tun, dass jeder ausgelastet ist“, unterstreicht Sílvio da Silveira Macêdo, der das Timing im Blick hat. Alles ist so aufeinander abgestimmt, dass nach jedem Gang Zeit für den Genuss bleibt. Natürlich gibt es auch ausreichend Gelegenheit, um sich von den Profis Tipps abzuholen. Gern erklären die Kochprofis, was sich hinter Begriffen wie Confieren, Sautieren verschiedenen Garmethoden verbirgt. „Neben tollen Hobbyköchen haben wir auch absolute Anfänger dabei, aber das ist kein Problem, dafür bin ich da“, betont Bernhard Grubmüller, der dann zeigt, wie was geht. Von der richtigen Schneidtechnik über das Filetieren von Fleisch bis hin zum Ansetzen der Saucen. „‘Ich hätte nie gedacht, dass mir das Kochen so viel Spaß macht‘ sagen wirklich viele. Auch diejenigen, die noch nie gekocht haben“, stellt Sílvio da Silveira Macêdo fest, der viel Wert auf die Qualität der verwendeten Lebensmittel legt und auch Fragen zur Ernährung beantwortet. Und so gibt es viele WiederholungstäterInnen, die zu ihm an den Herd zurückkehren. Als professioneller Foodstylist zeigt er natürlich auch, wie man die Speisen ansprechend und kunstvoll anrichtet. Ihn zeichnet – wie Bernhard Grubmüller – die Begeisterung für gute Lebensmittel und die Leidenschaft fürs Kochen aus. Das spiegelt sich auch in seinen Rezepten. Bei der Rezeptentwicklung lässt sich der gebürtige Brasilianer immer wieder von Zutaten aus aller Welt und deren Kombinationsmöglichkeiten überraschen. Am Ende des Tages gehen die Kochkurs-Teilnehmer übrigens nicht nur gut gelaunt, weil gut gegessen, nach Hause. „Die Atmosphäre und der Spaß am Kochen sind das Wichtigste“, wie Bernhard Grubmüller und Sílvio da Silveira Macêdo immer wieder feststellen. Die Rezepte gibt’s zum Nachkochen natürlich an die Hand – damit die Freude am Kochen geteilt werden kann: mit Freunden, Familie und allen, die Freude am Genuss haben. Während die kleinen Tricks, Tipps und Kniffe, die nicht im Rezept stehen, sondern beim Machen von den Profis weitergegeben werden, auch im Alltag hilfreich sind.
Fotos: Bernhard Grubmüller, Søren Staun Petersen
Text: Corinna Bokermann