Mitgeprägt hat den Begriff „Snackification“ die renommierte Ernährungsexpertin Hanni Rützler. In ihrem aktuellen Food-Report 2020 stellt die Autorin mit Gespür für Food-Trends fest, dass Snacks immer öfter die traditionelle Speisenfolge auflösen. Einen Grund dafür sieht sie darin, dass sich das Essverhalten zunehmend dem Rhythmus unseres Arbeitsalltags anpasst. Tatsächlich: Von neun bis fünf im Büro und mittags in die Kantine – das war gestern. Heute sind flexible Arbeitszeiten, wechselnde Arbeitsorte oder Homeoffice die Regel. Eine einstündige Mittagspause dagegen eher die Ausnahme.
Kein Wunder, dass der Bedarf und auch das Angebot an beinahe rund um die Uhr verfügbaren Mini-Mahlzeiten gewachsen ist. Jetzt könnte man einwenden, dass es mit Pommes und Currywurst ja schon seit ewigen Zeiten einen schnellen Sattmacher zu jeder Tageszeit gibt. Und sicherlich lassen sich diese beliebten Klassiker so leicht nicht verdrängen. Doch sie haben Konkurrenz bekommen. Und die ist einfach ein bisschen anders: ausgewogen, vielfältig, mit frischen, gesunden Zutaten und vor allem global inspiriert. Typische „Snackification“-Mahlzeiten sind zum Beispiel Salate und Suppen – ganz besonders asiatisch inspirierte. In vielen deutschen Städten eröffnen etwa Ramen-Bars, die das beliebte Soulund Streetfood der Japaner servieren.
Ramen bestehen grundsätzlich aus vier Bestandteilen: einer kräftigen Brühe, einer Würze, Nudeln und verschiedenen Einlagen oder Toppings. Ähnlich kommt die würzige Pho Bo Suppe aus Vietnam daher, eine Rinderbrühe mit Rindfleisch oder Hähnchen, die mit Reisbandnudeln und frischen Kräutern angerichtet wird. Aber auch hawaiianische Poke Bowls mit mariniertem Fisch, Algen und Edamame-Bohnen oder die vegetarischen Buddha Bowls geben gute Mini-Mahlzeiten ab. Ebenso wie Tapas und Mezze, wie sie aus der spanischen und arabischen Küche bekannt sind. Wer es bodenständiger mag, freut sich über individuell zubereitete, hochwertige Burger. Überhaupt liegen viele Gerichte, die bei den an gesagten Food Trucks über die Theke gereicht werden, voll im Snackification-Trend. Generell entstehen immer mehr gastronomische Konzepte, die auf die Ansprüche der modernen Stadtmenschen reagieren: kleinere Portionsgrößen, flexiblere Öffnungszeiten, aber eben auch gesündere Zutaten für eine bewusste Ernährung. Gut möglich, dass „Snack“ zukünftig zum neuen Begriff für eine ausgewogene Mini-Mahlzeit wird. (S.G.)
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