BIELEFELDER RÖSTSTÄTTEN

Vergöttert und verteufelt, geliebt und getrunken. Ob tiefschwarz, gesüßt oder mit einem Schuss Milch – rund 164 Liter Kaffee trinkt jeder Deutsche pro Jahr. Echte Leidenschaft für die ganzen Bohnen einen auch Andreas Risse und Angelika Eisbrenner, Sascha Kaiser sowie Anne Gerulat und Torsten Rosendahl. Sie tragen mit ihren handwerklich hergestellten Kaffees den guten Geschmack und die Vielfalt des Kaffees in die Welt und sorgen dafür, dass die Kaffeewelt in Bielefeld an Nachhaltigkeit gewinnt.

BEWUSSTER KAFFEE KULT

Vergöttert und verteufelt, geliebt und getrunken. Ob tiefschwarz, gesüßt oder mit einem Schuss Milch – rund 164 Liter Kaffee trinkt jeder Deutsche pro Jahr. Echte Leidenschaft für die ganzen Bohnen einen auch Andreas Risse und Angelika Eisbrenner, Sascha Kaiser sowie Anne Gerulat und Torsten Rosendahl. Sie tragen mit ihren handwerklich hergestellten Kaffees den guten Geschmack und die Vielfalt des Kaffees in die Welt und sorgen dafür, dass die Kaffeewelt in Bielefeld an Nachhaltigkeit gewinnt.

Neue Vielfalt, ausgeprägter Geschmack und hohe Qualität. „Third Wave Coffee“ lautet das Schlagwort, das den Paradigmenwechsel im Kaffee-Geschäft beschreibt. Auf die Wirtschaftswunderjahre, in denen der erste abgepackte und gemahlene Supermarkt-Kaffee bei uns einzog, folgte in den 90ern der Espresso- und To-GoBoom. Jetzt rollt die dritte „Welle“ an: Eigenröstung, Handwerk, Transparenz, fairer Handel und Direct Trade sind Begriffe, die die neue Rösterszene bewegen. Zu den Pionieren der neuen Kaffeebewegung zählt in Bielefeld die Kaffeewelt Eisbrenner. Vor zehn Jahren waren Angelika Eisbrenner und Andreas Risse mit ihrer Rösterei auf dem Hof Lanwermann in Bielefeld-Altenhagen eine der Ersten, die nicht nur selbst rösteten, sondern konsequent neue Wege gingen. Mit Blick auf eine nachhaltige Bewirtschaftung der Anbaugebiete und besseren sozialen Standards. „Fair Trade ist für uns das Mindeste. Nur so können die Bauern und ihre Familien auskömmlich leben und dauerhaft gute Kaffeequalität bieten“, betont der Geschäftsführer und Inhaber. Ganz besondere Rohstoffe, wie den „Gesegelten Kaffee“, verarbeiten Angelika Eisbrenner und Andreas Risse mit ihrem Team zu Spezialitätenkaffees. Sie sind das Thema der Bielefelder, die ihren Rohkaffee von ausgewählten Kaffeebauern bzw. über Kooperativen wie die Special Coffee Association direkt beziehen. Mit dem Wissen, dass bei der Aufzucht und manuellen Ernte behutsam und gewissenhaft vorgegangen wird. „Je länger die Kaffeekirschen reifen, desto höher der Zuckergehalt und damit die Qualität“, bringt Andreas Risse eines der wichtigsten Kriterien auf den Punkt. Aber auch die weiteren Verarbeitungsschritte bestimmen die spätere Kaffeequalität:

Fair Trade ist für uns das Mindeste. Nur so können die Bauern und ihre Familien auskömmlich leben und dauerhaft gute Kaffeequalität bieten.

Angelika Eisbrenner und Andreas Risse, Rösterei Lanwermann

Die richtige Gärzeit ebenso wie der pHWert während der Fermentation oder auch die korrekte Trocknung der Kaffeebohnen. Der Karamellisierungsprozess findet schließlich in den Röstmaschinen des Bielefelder Kaffeeexperten statt. „Rohkaffee riecht nach gar nichts, die Aromen – der typische Kaffeegeruch – entsteht erst beim Rösten“, weiß der Fachmann. Die sogenannte Maillard-Reaktion ist für die süßlichen und malzigen Aromen verantwortlich, die im Kaffee stecken. „Der Rohkaffee muss reifen, alles was nach dem Rösten stattfindet, muss schnell in die Tasse. Die Frische ist ganz wichtig für guten Kaffee!“, erklärt Andreas Risse.

25 Millionen

Menschen sind im Kaffeeanbau, der Verarbeitung und im Handel beschäftigt.

Guten Kaffee mag auch Sascha Kaiser. Aber erst in Islands Hauptstadt Reykjavik entwickelte der Bielefelder die Idee, selbst Rohkaffee zu importieren und Kaffee zu rösten. Und zwar nachdem er in dem kleinen isländischen Café den bis dahin „süßesten, cremigsten und bezauberndsten Espresso“ seines Lebens getrunken hatte. Nach ersten eigenen Proberöstungen wurde mehr daraus. Der ambitionierte Bielefelder verkaufte seinen Black Pearl – einen 72er Chevy Nova HotRod – und investierte in die professionelle Ausstattung seiner 2014 gegründeten Röstmanufaktur Hot Roasted Love. In seiner Mikro-Spezialitätenrösterei probiert und cuppt er inzwischen gern neue Sorten. Nicht aus den Augen verliert der passionierte Kaffeeliebhaber – und Freund qualitativ hochwertiger und möglichst naturbelassener Lebensmittel – den Weg des Kaffees. „Wir beziehen unseren Rohkaffee als Direct Trade von Kaffeekooperativen über Zusammenschlüsse von Kleinröstern, um den Kaffeehandel partnerschaftlicher und fairer zu betreiben.“ Fairer Handel liegt ihm am Herzen. „Ein Siegel braucht es dafür nicht zwingend“, sagt er.

FairerHandel liegt mir am Herzen. Ein Siegel braucht es dafür nicht zwingend.

Sascha Kaiser, Röstmanufaktur Hot Roasted Love

Viele nachhaltig und biologisch produzierende Kaffeebauern können sich nicht „Fair-Trade“ zertifizieren lassen, da die Zertifizierungskosten und Gebühren zu hoch sind. Die Indie Roasters sind ein weiteres Beispiel für das wachsende Kaffee-Bewusstsein Bielefelds. Auch Anne Gerulat und Torsten Rosendahl haben sich den Wunsch einer eigenen Rösterei erfüllt. Ebenfalls aus Leidenschaft zum Produkt. Über den persönlichen Kontakt zu Bio-Farmern kaufen sie direkt ohne Zwischenhändler ein, verschiffen die Bohnen nach Deutschland und rösten vor Ort. Die Bio Kaffee Rösterei setzt auf rundum gute und nachhaltige Spezialitätenkaffees. „Die gibt‘s unserer Meinung nach nur zu rundum guten Bedingungen“, so ihre Überzeugung. Und so stammen alle Kaffeekirschen aus nachhaltigem, IMO-zertifiziertem Bio–Anbau. „Das heißt, die Kaffeepflanzen wachsen ganz natürlich, ohne den Zusatz von Pestiziden oder chemischen Düngemitteln“, so die zwei Kaffee-Enthusiasten, die Anfang 2014 mit 8 Tonnen Bio-Rohkaffee starteten und in Bielefeld Senne kleine Chargen rösten. Vor allem für diejenigen, denen es wichtig ist zu wissen, woher Lebensmittel stammen und unter welchen Umständen sie produziert werden. Des Deutschen liebstes Getränk ist übrigens der Pionier unter den Fair-Trade-Produkten. Die Kaffeekrise war 1989 Auslöser für den ersten Fair Trade Kaffee. „Wir kaufen nur selektiv, handgepflückte Kaffeekirschen“, unterstreicht auch Andreas Risse, der inzwischen rund 500 Sack Kaffee jährlich röstet und sich dafür stark macht, dass sich die Kaffeewelt qualitativ weiterentwickelt.

1,1 Millionen Tonnen

Rohkaffee wurden 2018 nach Deutschland importiert.

Brasilien ist
weltweit größtes
Kaffeeanbauland.

„Je mehr Bauern in der Lage sind Spezialitätenimporteure zu bedienen, desto besser ist die Entwicklung für die Menschen vor Ort.“ Für den Bielefeld Kaffee, den die Kaffeewelt Eisbrenner seit 2012 anbietet, arbeitet Andreas Risse direkt mit den Kaffeebauern vor Ort. Am Anfang waren es 20, inzwischen sind es 120 Säcke, die er einführt. Ein Drittel dieser rund acht Tonnen wiegenden Kaffeekirschen wird zum Bielefeld Kaffee. Die restlichen zwei Drittel fließen in andere Mischungen der Kaffeewelt Eisbrenner ein. „Auch wenn dort nicht Fair Trade draufsteht, ist Fair Trade drin“, so Andreas Risse, der durch die schonende Röstung im traditionellen Trommelröster die volle Aromenvielfalt aus den Bohnen kitzelt. Bei dem Gesegelten Kaffee der Bielefelder Kaffeerösterei ist auch der Transport auf Nachhaltigkeit ausgelegt. „Für uns ist dies ein erster Schritt, um den Seeweg in Zukunft sauberer zu beschreiten und ein Zeichen zu setzen. Die Hamburger Reederei Timbercoast segelt auf der Avontuur Kaffee aus Zentralamerika nach Europa. Das geht aber nur im Verbund“, so Andreas Risse, der entlang der gesamten Kaffeekette ein Bewusstsein für qualitativ hochwertigen

Wir kaufen nur selektiv handgepflückte Kaffeekirschen.

Anne Gerulat und Torsten Rosendahl, Indie Roasters

Handwerkskaffee schaffen möchte. So wie auch Hot Roasted Love oder die Indie Roasters, die die Spezialisierung auf ausgesprochen gute Rohkaffees und Fairness in der gesamten Produktionskette vorantreiben. Die Indie Roasters setzen übrigens über den Kaffee hinaus auf Nachhaltigkeit – von der grünen Versicherung bis hin zum Druckerpapier. Ihre Kaffeespezialitäten liefert die Kaffeewelt Eisbrenner an ihre Gewerbekunden übrigens unverpackt im Weißblecheimern, ganz im Sinne von „Cradle-to-Cradle“, aus. Auch die Indie Roasters und Hot Roasted Love haben den gesamten Prozess im Blick, verzichten bei der Verpackung auf Aluminium und, so gut es geht, auf Kunststoffe. Ihre Röstungen bieten alle drei Röster in Papiertüten an. Genuss und Verantwortung schließen sich nicht aus. Und heben die Qualität von Kaffee auf ein anderes Level.

167 Millionen …
Säcke Rohkaffee werden im Durchschnitt
jährlich weltweit geerntet.

Text: Corinna Bokermann | Fotos: Eisbrenner, Christian Apwisch, iStock/merc67, istock/Ekspansio, istock/Visual_Intermezzo, privat, Corinna Bokermann, Philipp Ottendörfer, privat, istock/natrot

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